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Schulbesuch trotz Krebserkrankung – Projekt „Mittendrin!“ macht es möglich

Das neue Schuljahr beginnt, doch nicht alle Kinder werden ab heute wieder im Klassenzimmer sitzen. Für krebskranke Kinder heißt es häufig lange Aufenthalte im Krankenhaus statt Schulbank drücken. Damit die jungen Patienten trotzdem im Unterricht und in den Pausen dabei sein können, geht für sie seit diesem Schuljahr ein kleiner Avatar als Stellvertreter in die Klasse. Das Bildungsministerium Schleswig-Holstein hat vor Kurzem grünes Licht für die Testphase des Telepräsenzroboters AV1 in Schulen gegeben. Das Projekt „Mittendrin“ der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft, der norwegischen Firma No Isolation und der Techniker Krankenkasse (TK) ermöglicht es krebskranken Kindern in Schleswig-Holstein, die Nutzung dieses kleinen Stellvertreters zu testen.

Die TK finanziert zunächst fünf Roboter im Rahmen der Selbsthilfeförderung. Bereits seit Anfang des Jahres bekommen Kinder und Jugendliche im Norden bei Bedarf einen Avatar von der Krebsgesellschaft zur Verfügung gestellt. Die ersten Nutzer durften die Avatare bisher nur im privaten Bereich einsetzen, zum Beispiel bei Geburtstagsfeiern, Fußballspielen oder am Küchentisch der Eltern. Das ändert sich ab diesem Schuljahr. Betroffene Schülerinnen und Schüler dürfen mit Zustimmung der Lehrer und ihrer Klassenkameraden den Avatar auch im Schulunterricht nutzen.

„Gerade weil es erkrankten Schülerinnen und Schülern so hilft, im Kontakt mit ihrer Klasse zu bleiben, freue ich mich, dass wir nun erstmals den Einsatz der Avatare in Schleswig-Holstein testen können“, begrüßt Bildungsministerin Karin Prien den Start der Testphase.

Isolation verhindern

Kinder mit einer Krebserkrankung können meist aufgrund der Krankheit und ihres geschwächten Immunsystems das Krankenhaus oder die eigenen vier Wände nicht verlassen. Da kommen Freunde und Schule zu kurz. Die soziale Isolation und Einsamkeit können dazu beitragen, dass sich der Verlauf der Erkrankung sogar verschlechtert. „Wir wollen, dass diese Kinder wieder am Leben teilhaben können und sich nicht durch ihre Krankheit ausgeschlossen fühlen. Die psychische Belastung ist ohnehin schon enorm bei einer Krebserkrankung. Wenn dann noch die soziale Isolation hinzukommt, verschlimmert sich der Zustand. Genau hier wollen wir ansetzen und durch digitale Möglichkeiten Unterstützung bieten“, sagt Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK in Schleswig-Holstein.

Auch Prof. Dr. Peter Dohrmann vom Vorstand der Schleswig-Holsteinischen Krebsgesellschaft betont die Wichtigkeit des Projekts: „Die fehlenden sozialen Kontakte sind laut Studien eine der schlimmsten Folgen einer Krebsdiagnose, wenn man die betroffenen Kinder befragt. Deshalb möchten wir durch AV1 den jungen Patienten wieder ein Stück Alltag zurückgeben und den Kontakt zu Schulfreunden oder Hobbies ermöglichen. Wir stehen dabei im engen Kontakt mit den Lehrkräften und den Familien der erkrankten Kinder und Jugendlichen und unterstützen sie bei dem Einsatz des Avatars.“

Wie funktioniert das Projekt?

Der zirka 20 Zentimeter große Avatar ist ab sofort für Schulkinder in Schleswig-Holstein ab der siebten Klasse bei der Krebsgesellschaft kostenfrei erhältlich. Das betroffene Kind verbindet sich zu Hause oder im Krankenhaus per App mit dem Avatar. Einer der Klassenkameraden nimmt den kleinen Stellvertreter mit in den Unterricht und in die Pause. Eine eingebaute Kamera, Mikrofon und Lautsprecher machen es möglich, im Klassenzimmer dabei zu sein und mit Freunden und Lehrern zu sprechen. Auf Wunsch der ersten Anwender können die Nutzer selbst jedoch nicht gesehen werden. Während also die Kinder alles sehen und hören, was der AV1 erlebt, müssen sie sich keine Gedanken machen, wie sie gerade aussehen und können sich ganz auf ihre Genesung konzentrieren.

Datenschutz wird gewährleistet 

In Großbritannien, Norwegen und den Niederlanden werden die Avatare bereits erfolgreich eingesetzt – auch in Schulen. „900 Avatare werden derzeit genutzt. Dabei haben wir in allen Ländern durchweg positive Erfahrungen gemacht“, sagt Hans Vestneshagen, Partnership Manager bei No Isolation. Auch bei der Frage nach dem Datenschutz können die Mitschüler und Freunde des Nutzers unbesorgt sein. Vestneshagen: „Die Übertragung vom Avatar zum Tablet oder Smartphone ist komplett verschlüsselt. Wir nutzen dafür ähnliche Systeme, wie sie beim Online-Banking eingesetzt werden.“ Damit niemals Zweifel bestehen, wer mit dem Avatar verbunden ist, gibt es einen persönlichen Pin für die Anmeldung. Zudem ist es nicht möglich, mit dem Avatar Video- und Audiodateien aufzuzeichnen oder zu speichern. Die Übertragung erfolgt nur in Echtzeit – ähnlich wie bei einem Livestream.

Wer Interesse hat, den Avatar zu nutzen, wendet sich bitte an die Projektkoordinatorin:

Eileen Meier
0431/800 10 85
meier@krebsgesellschaft-sh.de

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